Zuschauerspektakel -Die Hettenshausener Ochsenrennen

Hettenshausen hatte schon im 19. Jahrhundert Attraktionen zu bieten, die die beiden am Ort ansässigen Wirte oder die Vereine organisierten. Hosenlaufen, Preiskegeln oder Schlittenrennen waren für die Schaulustigen ein Spektakel in einer Zeit, die noch nicht von zahlreichen „Events“ geprägt war. Besondere Ereignisse waren aber stets die Ochsenrennen, die im Zeitraum von 1947 bis 1955 viermal stattfanden.

 

 

Hettenshausener Ochsenrennen 1

Der Ochsenrennmeister stärkt sich vor dem großen Ereignis (1949).

Hettenshausener Ochsenrennen 2

Liebevoll schmückten die Hettenshausener die teilnehmenden Tiere.

Hettenshausener Ochsenrennen 3

Schnell entwickelte sich ein Rennen voller Dynamik, rechts der spätere Sieger Hans Strobl.

Hettenshausener Ochsenrennen 4

Vom Balkon des Mesnerhauses nahm Bürgermeister Asko von Kemnitz vor zahlreichen Zuhörern die Siegerehrung vor (1949).

 

Vorbereitungen am Renntag im Juni 1949

Bei strahlendem Sonnenschein begannen bereits am frühen Morgen des 29. Juni 1949, dem St. Peter- und Pauls-Tag als traditionellem Renntermin, die Vorbereitungen auf das große Ereignis. Die Teilnehmer bereiteten ihre „Sulkys“ vor, brachten sie auf Hochglanz und schmückten die Gefährte mit Blumen und Girlanden. Die Ochsen als „Hauptdarsteller“ boten mit Schmuck am Stirnjoch ebenfalls einen prächtigen Anblick und warteten auf ihren Einsatz.

Feierlicher Auszug zum Rennplatz

Am Nachmittag sammelten sich das Organisationskomitee, die örtliche Prominenz, die in einem vierspännigen Landauer vorfuhr, und die Rennteilnehmer am südlichen Ortsrand und zogen feierlich hinaus zum Rennplatz im Osten. Ein Rennmeister mit Gehrock und Zylinder schritt würdevoll voran, die Vereine folgten ihm und den Abschluss des Zuges bildete der Rennmeister, der „hoch zu Ochs“ die teilnehmenden Gespanne anführte. Mittlerweile hatten sich beinahe 3000 Zuschauer eingefunden, um dem Spektakel beizuwohnen.

Rennverlauf und weitere Programmpunkte

Nach dem Start an der B13 erreichten die im Alltag so gemütlichen und behäbigen Tiere ein erstaunliches Tempo, dass das Publikum begeisterte. Die Jockeys motivierten auf vielfältige Art ihre Tiere und das Rennen, das Richtung Ortszentrum führte, nahm einen spannenden und geordneten Verlauf.

Bei der Siegerehrung durch Bürgermeister Asko von Kemnitz gab es nach alter Tradition neben den jeweiligen Ehrenpreisen eine Fahne für jeden Teilnehmer. Anschließend traf man sich zum Tanz beim Wirt, ehe ein Feuerwerk den großartigen Tag abschloss, der den Teilnehmern und Gästen lange in Erinnerung blieb.

Das Hettenshausener Ochsenrennen erlebte in den Jahren 1950 und 1955 nochmals zwei Neuauflagen. Die Rennen waren für die abermals zahlreich erschienenen Besucher ein Spektakel, das für große Heiterkeit, aber auch spannende Moment sorgte, als im Jahr 1950 zunächst ein Tier vor dem Rennen durchging und durch den Ort stürmte, und beim anschließenden Wettbewerb die Ochsen kreuz und quer durcheinander liefen und es dem Renngericht schwer machten, einen Sieger zu ermitteln. Aber der Spaß bei den Besuchern war ungetrübt und die Rennen boten noch lange Zeit Gesprächsstoff.

Bilder und Text von Andreas Sauer

zurück