Ein Pfarrvikar für die Seelsorge in Hettenshausen
Erstmals im Jahr 1315 ist für Hettenshausen eine Kirche nachgewiesen, die bereits damals unter dem Schutz von St. Johann Baptist stand. Zunächst eine eigenständige Pfarrei, wurde Hettenshausen im Jahr 1436 Ilmmünster zugewiesen. Seitdem erhielt der Ort einen Pfarrvikar, den das Liebfrauenstift München einsetzte. Gleiches galt im Übrigen auch für Ilmmünster, das erst 1804 selbständige Pfarrei wurde.
Auf dem Areal eines romanischen Vorgängerbaus kam im 15. Jahrhundert die heutige Kirche zu stehen, deren Innenausstattung mehrmals verändert wurde. Wie auch in einigen Kirchen der Umgegend erfolgte in den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg eine umfassende Umgestaltung, die Münchener Handwerker ausführten. Damals erfolgte auch eine Erweiterung und Erhöhung des Kirchenschiffs.
Ansichtskarte aus dem Jahr 1911 mit der ortsbildbestimmenden Kirche St. Johann Baptist
Detail aus einer Jugenstilpostkarte mit Westansicht der Kirche (um 1900)
Die Erinnerungstafel am „Wagnerhiesl“-Anwesen erinnert an das Unglück von 1874.
Blick auf die Kirche (1949)
Gemeindebildung im Jahr 1818
Für das 12. Jahrhundert ist in alten Urkunden eine Adels- oder Ministerialenfamilie „von Hettenshausen“ erwähnt, die im Dienst der jeweiligen Freisinger Bischöfe stand und vermutlich den 1280 erstmals erwähnten „Sedelhof“ (Sedlbauer) als Wohnsitz nahm. Später, und bis zum Jahr 1803, gehörte Hettenshausen zur Hofmark Ilmmünster, einem Niedergerichtsbezirk mit eigenem Gericht, an den die Hettenshausener auch Abgaben an Naturalien und Geld zu leisten hatten.
Mit den großen Verwaltungsreformen vor gut 200 Jahren kam es in Bayern zur Bildung der politischen Gemeinden im heutigen Sinn. Hettenshausen wurde Sitz einer Gemeinde mit Joseph Neumair als erstem Gemeindevorsteher. Zugehörige Ortsteile waren bereits damals die Feldmühle und der Posthof, Prambach, das Dorf Reisgang sowie die Einöde Washof und der Weiler Webling.
Der Sonderfall Entrischenbrunn
Eine interessante geschichtliche Besonderheit weist Entrischenbrunn auf, dessen Ortsname auf einen geheimnisvollen tiefen Brunnen zurückgeht. Das 13 Anwesen große Dorf gehörte bis Anfang des 19. Jahrhunderts zu drei Landgerichten, also drei Gerichtsbezirken, deren Grenzen durch den kleinen Ort liefen. Zuständig waren die Landrichter aus Pfaffenhofen (für 7 Höfe), Moosburg (5) und Freising (1). Im Jahr 1816 wurde diese außergewöhnliche Situation bereinigt und Entrischenbrunn war mit den ihm zugehörigen Weilern und Einöden Ehrensberg, Harres, Leiten, Schaibmaierhof sowie Streitberg und Winden (beide einst ebenfalls zum Landgreicht Moosburg gehörig) eine abgeschlossene Gemeinde.
Die Gebietsreform der Jahre 1971 bis 1978
Im Zuge der großen Landkreis- und Gemeindegebietsreform hätte das Aussehen Hettenshausens auch eine völlig andere Gestalt bekommen können. Der Raum südlich von Pfaffenhofen wurde hinsichtlich der Bildung neuer Gemeinden damals heiß diskutiert und betraf auch die Zukunft Hettenshausens. So tendierte die Gemeinde Entrischenbrunn zeitweise zu einer Eingliederung nach Pfaffenhofen, während dies Hettenshausen unter Bürgermeister Josef Scheller strikt ablehnte.
Man pochte auf die kommunale Eigenständigkeit und war dabei auf das von Pfaffenhofen intensiv umworbene Reisgang angewiesen, um selbst weiter bestehen zu können. Schließlich blieb Hettenshausen selbständig, ging mit Ilmmünster eine Verwaltungsgemeinschaft ein und erhielt 1978 noch die Gemeinde Entrischenbrunn mit deren Ortsteilen.
Bild und Text von Sauer Andy
Historiker und Stadtarchivar